Ich habe wie viele andere auch schon häufiger über die mangelhafte Digitalisierung in der öffentlichen IT, im Gesundheits- und im Schulwesen gemotzt, z.B. hier und hier. Aber natürlich muss man sich die Frage stellen, was man tun könnte, um nicht immer nur herumzujammern, sondern konstruktiv etwas zur Verbesserung beizutragen.
Ein erster möglicher Weg wäre der politische: Man wird Mitglied einer Partei (oder sucht zumindest deren Nähe) und bemüht sich, in eine verantwortungsvolle Position zu kommen, aus der heraus man Dinge verändern kann. Mal ganz davon abgesehen, dass man erst mal eine Partei finden muss, die einem nicht zumindest in Teilen zuwider ist: Das ist sehr mühselig und langwierig, und ob man am Ende wirklich erfolgreich ist, hängt sehr stark davon ab, wie sehr man bereit ist, sich innerparteilich zu profilieren oder sich geeignete Personen zu suchen, die einen unter die Fittiche nehmen und protegieren. Muss man mögen.
Zweite Variante: Man versucht’s privatwirtschaftlich, indem man ein Unternehmen gründet (oder in einem bestehenden Unternehmen eine neue Sparte etabliert), die eines der Probleme mit einem Produkt oder einer Dienstleistung adressiert. Das ist durchaus denkbar, allerdings muss man sich darauf gefasst machen, dass man gegen Windmühlen kämpft: Die Interessen derjenigen, die über einen Kauf entscheiden, sind u.U. stärker auf den Erhalt des Systems als auf dessen Veränderung aus. Gleichzeitig muss man Kompromisse machen, um mit genügend großem wirtschaftlichem Erfolg die eigene Zukunft zu sichern. Nicht unmöglich, aber mühselig – und aus rein egoistischer Sicht gibt es sehr viele andere Branchen, in denen man einfacher unterwegs sein kann.
Aber vielleicht gibt’s noch einen dritten Weg: Man könnte versuchen, das Ganze im Rahmen eines gemeinnützigen Vereins oder einer Stiftung anzugehen, die Lösungen baut und diese der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Dabei könnte man sehr gezielt einfach das Richtige tun (oder das, was man dafür hält) und sich nur in sehr engen Grenzen von externen Interessen beeinflussen lassen (sprich: »opinionated« vorgehen). Mit den erstellten Produkten/Lösungen/Diensten müsste man keinen Gewinn erwirtschaften, sondern man müsste sie so anbieten, dass genügend Nutzer (im Sinne von: Schulen/Eltern, Kommunen/Ämter/Bürger, Arztpraxen/Patienten usw.) auf die Idee kommen, sie im eigenen Interesse zu verwenden. Eigenwerbung und gutes Marketing würden dazugehören, aber nur mit dem Ziel, mehr Unterstützer zu gewinnen, um wiederum in die (Weiter-)Entwicklung von Lösungen investieren zu können.
Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass so ein »man müsste mal« immer sehr leicht gesagt ist und erst mal zu gar nichts führt. Klar kann man so etwas nebenberuflich und ehrenamtlich starten und auch bis zu einem gewissen Punkt weiterführen, aber damit es richtig Fahrt aufnimmt, braucht es Leute, die sich mit vollem Einsatz (sprich: hauptberuflich) darum kümmern können. Dafür müssen sie bezahlt werden, also braucht man Geld. Dieses Geld muss beschafft werden. Ich glaube, dass man dabei tatsächlich auf viel positive Resonanz stoßen würde – ich selbst würde etwas spenden und meine erste Stichprobe zeigt, dass es gerade im IT-Umfeld viele andere gibt, die das auch tun würden. Aber schon das Geldbeschaffen ist eine Aufgabe, die einiges an Zeit erfordert, und damit man weiß, wofür man das tut, muss man auch zunächst mindestens mal ein initiales Konzept haben, für welches »MVP« man es ausgeben möchte. Also hat man ein klassisches Bootstrap-Problem: Damit man Geld beschaffen kann, muss man zunächst einmal Geld investieren. Und das allein reicht nicht, sondern man braucht auch jemanden, der oder die es klug ausgibt.
Angenommen, das initiale Geldproblem könnte man lösen – welche Sorte Person bräuchte man, um so etwas zu starten? Aus meiner Sicht am besten eine gestandene Persönlichkeit mit Erfahrung im Networking, keiner Angst davor, am Anfang weitgehend allein zu arbeiten, mindestens rudimentärem IT- und vielleicht Projektmanagement-Know-how, ein paar Marketing-Skills, moderaten Gehaltsansprüchen und viel Enthusiasmus für eine gute Sache.
Ich könnte mir vorstellen, eine initiale Finanzierung auf die Beine zu stellen. Wer finanziert mit?
Und noch viel spannender: Wer bewirbt sich? :)